Ich bin am 3.Juni 1941 ungefähr zwanzig vor sieben (Sommerzeit)
abends in Ulm an der Donau geboren und habe den Bombenhagel
vom Dezember ’44 im Stubenwagen überlebt. Zu meiner Schande
muss ich gestehen, dass ich ein exzellenter Schüler war und
meine Gymnasiallehrer meinen Entschluss Schauspieler zu werden
mit blankem Entsetzen quittierten. Ich studierte also an der
„Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst“
in Stuttgart. Meine KommilitonInnen waren unter anderen :Birke
Bruck, Ilse Boettcher,Jörg Pleva, Ellen Brugger, Rüdiger
Bahr, Klaus-Maria Brandauer, Judy Winter, Günther Einbrodt,
Peter Heeg, Klaus-Michael Grüber, und last but not least die
"australische" Opernregisseuse Elke Neidhardt . Und während
ich als „Eberle“ doch ein braves Kind gewesen sein muss, entwickelte
ich mich da zum Enfant terrible, das alles und jeden in Frage
stellte. Nach ersten Anfängen am Staatsschauspiel erklärte
ich das gesamte deutsche Sprechtheater für indiskutabel; die
Frage wie nah bei mir damals Größenwahn, Schwachsinn und Pioniergeist
beieinanderlagen, kann ich heute mit dem wienerischen „nona“
erschöpfend beantworten. Ich beschloss also Sänger zu werden,
hatte ich doch im zarten Alter von achtzehn Jahren zum ersten
Mal den Basspart in Haydns „Schöpfung" gesungen, professionell,
was ich stets als „für Geld, öffentlich und wiederholbar“
definiert habe. Ich studierte als „Stipendiat der belgischen
Regierung“ am Conservatoire Royal in Brüssel. Gleichzeitig
war ich Dolmetscher- Regieassistent an der "Opéra de la Monnaie".
’63 schloss ich mein Gesangstudium mit dem Pemier Prix der
Chant und ’64 die „Opernschule“ mit dem Premier Prix d'Art
Lyrique ab. Ich studierte da gerade mal zweieinhalb Jahre,
und das sollte allemal reichen, wenn die Lehrer wissen, wie
es geht...
In der allgemein irrigen Tradition, dass man klein anfangen
müsse, schloss ich mein erstes Engagement am "Südostbayerischen
Städtetheater" in Passau ab, mit Regieverpflichtung. Das waren
in der Tat gravierende Eindrücke, schöne und solche, die man
überhaupt nicht braucht; dann das "Ulmer Theater" und ab 1972
das "Landestheater Salzburg". Da erspielte ich mir das Repertoire,
das mir dann in den frühen 80gern in der „Süddeutschen“ in
München das Prädikat „ Spezialist für Vielseitigkeit“ einbrachte.
Aber zunächst waren da noch bestimmende Begegnungen mit Theaterikonen:
Boleslav Barlog, (ich war sein „Figaro“), Oskar Fritz Schuh,
(ich was sein „Gianni Schichi“), David Cameron, damals noch
mit Hilde Knef verheiratet, (ich war sein „Higgins“), Lola
Praxton, (ich war „Mann von La Mancha“), ich war "Rabbi
Löw" in der Uraufführung der Bresgen-Oper "Der
Engel von Prag", bei den Wiener Festwochen "Don
Luis" in Wimbergers "Dame Kobold", ich war
„Pimpinone“ bei den Bregenzer Festspielen in einer Fernsehaufzeichnung
des ORF und galt von Stund an als Spezialist für barocke Kammeroper...und
ich schnupperte Höhenluft als einer der „Flandrischen Gesandten“
in Karajans legendärem „Don Carlo", mit José Carreras
alternierend mit Placido Domingo und Mirella Freni, nachmals
Gemahlin des als Filippo agierenden Nikolai Ghiaurov.
Und dann der Einstand in München. Ich hatte den „Kaspar“ aus
Webers Freischütz vorgesungen, den „Don Giovanni“, sogar den
„Sarastro“! wollten sie hören, und dann natürlich Musical;
und dann fragte mich der damalige Intendant Kurt Pscherer,
ob ich nicht Lust hätte, den „Boni“ in der „Csardasfürstin“
zu geben, und meinen Einwand: „das ist ein Tanz-Tenorbuffo“
konterte er mit „na und?“. Also Debut ’80 in München mit Boni,
mit der wunderbaren Tamara Lund und Alexandru Jonita, und
’82 Boni in Berlin, am „Theater des Westens“. Und dann das
Repertoire rauf und runter und Gastspiele von Innsbruck bis
Kiel rauf und runter. (Allein den Graham/Petrucchio“ in „Kiss
me Kate“ in sieben verschiedenen Produktionen, damals alles
noch ohne Microport, live und ohne doppelten Boden.)
In die frühen 80ger fällt auch der Beginn meiner mehrjährigen
Workshopreihe am Münchner Gärtnerplatztheater „Singing Actor-Acting
Singer“, in der ich im Austausch mit Münchner Studierenden
und Kollegen alternative musiktheaterspezifische Trainings-
und Arbeitsmethoden entwickelte. (Das "Integral Performing")
Ab '90 war ich dann freiberuflich als Schauspieler, Sänger,
Regisseur und Lehrer an den Hochschulen München (Sprecherziehung
und Gesang), Salzburg (Musikdramatische Grundausbildung),
Würzburg (Musical-Gesang) und Stuttgart (Lehrstuhlvertretung
für Prof. Luisa Bosabalian, Gesang) tätig und nachdem ich
1994 zu der Überzeugung gekommen war, dass die institutionalisierte
Hochschulausbildung in keinem Verhältnis zum künstlerischen
Output dieser Institute steht, legte ich alle Lehraufträge
nieder und machte ab 1995 "Long-Run":
"The Phantom of the Opera"in der Produktion der Lloyd-Webber
eigenen RUG, Basel, Monsieur Firmin in deutsch und englisch,
dann "Sunset Boulevard", Max und Cecil B. , dann Obolski in
"Das Feuerwerk" am "Alten Schauspielhaus" in Stuttgart,
dann Jekyll&Hyde, in Bremen, als Sir Danvers Carew, dann
auf Tournee Albin/Zaza in La Cage aux Folles", wieder
Sir Danvers diesmal in Wien...und dann war PAUSE, im Zeichen
des Krebses.
2004 zurück als Darsteller und Aufnahmeleiter bei der deutschen
Fassung von „Romeo&Julia on Ice“ und noch einmal „Albin/Zaza“,in
„La Cage aux Folles“, mit dem Ensemble des polnischen Musicaltheaters
Gdynia
UND ICH BIN WIEDER DA .... September 2007 Première in
Bielefeld mit
"Sir Danvers Carew" in "Jekyll & Hyde"
September 2008 Première in Bielefeld
"Sir John Tremayne" in "Me And My Girl"